In ihrem Heimatland Dänemark wird Charlotte Lynggaard (52) liebevoll als „smykkedronning“ (Schmuckkönigin) bezeichnet. Ihre Familie gehört zu den bekanntesten des Landes. Vater Ole Lynggaard gründete vor über 50 Jahren ein Schmuckunternehmen unter seinem Namen. Charlotte Lynggaard entwarf bereits mit 15 Jahren ihre ersten eigenen Schmuckstücke. Ab 1992 wurde sie zur Goldschmiedin ausgebildet und studierte anschließend an der „Academy of San Francisco“ Design. Ihre Debütkollektion kam 1994 unter dem Namen „The Flower and the Bee“ auf den Markt.
Als Chefdesignerin leitet Charlotte Lynggaard heute gemeinsam mit ihren Geschwistern und ihrem Ehemann das Unternehmen. Ihre handgefertigten Juwelen haben Fans auf der ganzen Welt – allen voran Kronprinzessin Mary von Dänemark, die gern eine von Charlotte Lynggaard entworfene Tiara trägt. Entsprechend darf sich Ole Lynggaard Copenhagen seit 2008 als „Königlicher Hoflieferant“ bezeichnen.
Beschreiben Sie Ihren Lebensstil in einem Satz.
Ich bin eine leidenschaftliche und freigeistige Bohemienne, zugleich aber auch altmodisch und sehr familienverbunden.
Was ist typisch dänisch an Ihnen?
Wie viele meiner Landleute habe ich die dänischen „Hygge“-Mentalität. Ich kuschele mich gern mit einem Buch und einer Tasse Tee ein – oder habe ein gemütliches Candle-Light-Dinner mit meiner Familie und engsten Freunden.
Ihr Lieblingsort am Meer / an einem See / an einem Fluss?
Am frühen Morgen liebe ich es in den Fluten des Öresunds, direkt vor meiner Haustür, zu schwimmen. Der Ausblick auf das nahegelegene Schweden ist spektakulär und so ruhig. Das gibt mir Energie für den Tag.
Welche Stadt inspiriert Sie besonders?
Ich bin eher eine Stubenhockerin, daher liebe ich meine Heimatstadt Kopenhagen mit all ihren gemütlichen Vierteln am Hafen besonders. Anderseits genieße ich auch zu reisen und neue Kulturen zu entdecken. Ich schwärme für Paris, seine Architektur, seine Kunst, das Essen und die Mode. Es ist eine grandiose Stadt mit einer wunderbaren Tradition für jedes Detail. Drei Jahre lang habe ich viel Zeit in Paris verbracht und ich fühle mich dort immer noch sehr zuhause.
Ihr schönste Landpartie?
Letzen Sommer hatten wir ein großes Familientreffen in Tisvilde, einem kleinen Küstenstädtchen, das circa eine Autostunde nördlich von Kopenhagen liegt. Unsere drei Kinder, alle sind mittlerweile junge Erwachsene, durften ihre Freunde einladen. Während mein Mann und ich in einem Sommerhaus untergebracht waren, übernachteten die jungen Leute in Zelten im Garten. Wir haben viel zusammen gekocht, uns unterhalten und entspannt. Es war einfach zauberhaft – und nur ein ganz klein wenig anstrengend.
Welcher Ort hat Sie tief bewegt?
Das Ground Zero Memorial in New York. Zu bewegend für Worte.
Wo haben Sie zuletzt fantastisch gegessen?
Im Restaurant Gro Spiseri in Kopenhagen. Das Restaurant samt roof-top farm hat eine tolle biologische Küche und Weine. Das Essen wird auf großen Tellern serviert und herumgereicht. Es herrscht eine ungezwungene, familiere, aber dennoch einzigartige Atmosphäre mit maximal 26 Gästen, die in einem umgebauten Gewächshaus auf einem Dach im Kopenhagener Stadtteil Østerbro speisen.
Welches Museum / welche Ausstellung ist ein Muss?
Das Louisiana Museum of Modern Art, eine Stunde nördlich von Kopenhagen, ist ein grandioser Ort mit Blick auf den Öresund. Es ist ein Muss für alle, die sich für Kunst, Kultur und Natur interessieren.
Welches Buch nehmen Sie mit auf eine Parkbank?
Ich habe selten Zeit auf einer Parkbank zu lesen, aber ich nehme gern eine Lektüre mit in meinen Garten oder auf die Terrasse. Vorzugsweise an einem Wochenendmorgen und in ein leichte Decke gehüllt. Aktuell faszinieren mich die Neapel-Romane („Meine geniale Freundin“) von Elena Ferrante.
Wo ist zuhause Ihr Lieblingsort?
Viel Zeit verbringe ich auf unserer überdachten und beheizten Terrasse. Wir haben einen langen Esstisch und Wolldecken für alle. Es ist schön, dass wir dort bei jedem Wetter Zeit mit unseren Liebsten verbringen können.
Welches Möbelstück oder Deko-Objekt in Ihrem Zuhause bedeutet Ihnen besonders viel?
Das eingebaute, überdachte Tagesbett auf unserer Terrasse. Dies ist der gemütlichste Ort in unserem ganzen Haus, und wir alle lieben es darauf zu entspannen. Ich fühle mich vollkommen ruhig und glücklich dort zu sitzen, nur mit Blick auf das Meer.
Nagelneu oder Secondhand?
Beides. Ich mag neue Dinge, bin aber auch großer Fan von allem, was eine Geschichte in sich trägt. Beides kombiniere ich gern.
Welches Talent hätten Sie gern?
Ich würde gern ein Instrument spielen können.
Mit welcher (berühmten) Persönlichkeit (lebend oder tot) würden Sie gern einen Sonntagsausflug machen?
Virginia Woolf. Ich würde die berühmte Autorin gern über ihre Sichtweise auf Kreativität und Frauen im Allgemeinen befragen. Ich fände es spannend zu hören, wie sie ihre Inspirationen und Ängste in ihren eigenen Worten beschreibt. Nicht weniger interessant wäre ein Ausflug mit Jugendstil-Designer René Lalique. Von seiner erstaunlichen Herangehensweise Schmuck zu entwerfen, könnte ich sicher lernen.
Ich unterstütze …
das Recht jedes Menschen frei zu sein und so akzeptiert werden, wie er ist.
Wo treffen wir Sie in fünf Jahren?
Ich werde genau da sein, wo ich jetzt bin! Mich meiner Familie und meinen Freunden widmen – und natürlich exquisiten Schmuck entwerfen.
Fotos: Ole Lynggaard Copenhagen; Josephine Svane