Der Sabbatical-Deal: Regelungen, Modelle, Gehalt
Das „Ob“ und „Wie“ handeln Arbeitnehmer und Arbeitgeber individuell aus. Alles kann, nichts muss! Der klassische Weg ist immer noch, durch Lohnverzicht oder Mehrarbeit ein Guthaben beziehungsweise Plusstunden aufzubauen, die dann im Rahmen eines Sabbaticals abgegolten werden. Wer sich beispielsweise über einen bestimmten Zeitraum von 40 gearbeiteten Wochenstunden nur 20 oder 30 bezahlen lässt, sammelt Freizeit.
Eine Alternative ist der unbezahlte Langzeiturlaub, der nicht angespart aber eben auch nicht vergütet werden muss. Rund 40.000 Unternehmen bieten in Deutschland aktuell Lebensarbeitszeitkonten an. Wichtig ist nicht nur die frühzeitige Ankündigung gegenüber Chef und Team, sondern auch die genaue Festlegung folgender Punkte: Ansparphase, Grundarbeitszeit, Vergütung und eine eventuelle Verfügbarkeit im Sabbatical.
Auch eine vorzeitige Rückkehroption, ein Kündigungsausschluss oder die Verlängerung von Kündigungsfristen und die Rückkehr in die gleiche Position sollten diskutiert werden. Unter Umständen lohnt sich das Nachhaken beim Arbeitsamt oder einem Anwalt für Arbeitsrecht, insbesondere bei längeren Auszeiten. Auch die Krankenkasse und alle Versicherungen wollen rechtzeitig informiert sein.
Wohin soll es gehen? Die richtige Idee
Wer nicht schon lange von einem entlegenen Strand, einer legendären Freeclimbing-Wand oder einer Traumstadt schwärmt, soll sich nicht aus Ratlosigkeit von anderen beeinflussen lassen. Nur weil es Max und Mausi in Goa so irre gefallen hat, muss nicht jeder durch Indien backpacken. Dann schon eher in einem Buchladen durch die Abteilung Reiseführer schmökern. Kopf und Bauchgefühl signalisieren oft ziemlich gut, wohin es gehen soll. It’s your dream!
Wie vorbereiten?
Ein gutes Jahr lang dauert es schon, bis alles für die Auszeit in der Fremde vorbereitet und für Kollegen, Untermieter, Familie und Freunde übergabebereit ist. Doch dank der Vorfreude geht die Zeit rasch vorbei. Jede abgehakte Checkliste, jede Internetrecherche, jedes gekündigte Newsletterabo und gebuchte Hotel nimmt auch ein Stück Angst vor dem Ungewissen. Der Tag X kommt schnell genug!
Was mitnehmen?
Zwei Wochen lang alles rauslegen, was mit muss. Dann höchstens die Hälfte einpacken. Am wichtigsten sind evtl. nötige Medikamente, Adapter, Stecker, Kabel, Akkus und anderer Technikkram und vielseitig tragbare Garderobe. Auch im Beautycase ist weniger definitiv mehr! Nutzt passwortgeschützte Cloud-Dienste zur digitalen Sicherung von Bankdaten wie TANs, Ausweiskopien, wichtigen Verträgen und sonstigen Dokumenten.
Wen mitnehmen?
Der fellow traveler sollte schon viele Wochen am Stück und 24/7 auszuhalten sein. Zum Kitten einer Beziehung in Schieflage ist ein Sabbatical nicht geeignet, denn es tritt immer mal wieder Stress durch Planänderungen, unterschiedlicheInteressen und gelegentliches Aufstehen mit dem falschen Fuß auf.
Was erwarte ich?
Alles. Und nichts. Denn egal, welche Wünsche und Pläne am Beginn stehen – es wird anders kommen. Besser! Wenige kommen als völlig andere Menschen wieder, aber jeder endeckt viele neue Seiten an sich selbst.
Was erwartet mich?
Jeden Tag was Neues. Viele neue Erfahrungen, Menschen, Landschaften, Küchen … Aber auch das: Reisekoller, Heimweh, Langeweile, Allein-sein-Wollen. Und dann wieder: Euphorie, Nicht-glauben-Können, unvergessliche Momente.
Was macht man bloß unterwegs?
Auch mal nix. Den Sightseeing-Drang bitte unbedingt im Zaum halten, denn wer lange reist, braucht Kräfte für einen Marathon und nicht bloß für einen Sprint. Nicht jedes Museum angucken, nicht jede Kirche, nicht jeden In-Club besuchen. Und immer wieder einfach im Gras sitzen, am Strand liegen, durch einen Supermarkt schlendern. Genießen.
Warum?
Die wichtigste Frage, deren Antwort sich manchmal auch erst unterwegs finden lässt. Dennoch gilt es, sich schon vor Reiseantritt Gedanken dazu zu machen. Schließlich hängen Ziel, Dauer, Budget und Gepäck davon ab. Alles, eigentlich. Geht es „nur“ um Luft zum Atmen und einen Tapetenwechsel oder um mehr? Eine neue Richtung im Leben? Viel Spaß bei diesen Gedanken.
Kann ein Sabbatical auch schief gehen?
Nach rund einem Monat zeichnet sich erst eine Art natürlicher Rythmus ab. Man merkt, was funktioniert und was zuviel ist. Wichtig: So eine Reise macht man in erster Linie für sich. Für niemanden sonst. Und das ist gut so. Auf einem Roadtrip etwa pendelt sich die richtige Reisegeschwindigkeit – wie viele Meilen fährt man pro Tag, wie oft stoppt man, wie lange übernachtet man, wie viel Sightseeing ist gut – nach circa vier Wochen ganz gut ein. Dann gilt es die Route diesbezüglich zu überdenken und anzupassen. Bloß kein Leistungsdruck!
Was kommt danach?
Das liegt am individuellen „Warum“. Wer im Sabbatical einen Neuanfang daheim vorbereiten möchte, sollte sich das Korsett lieber nicht zu eng schnallen und das Hinterher auf sich zukommen lassen. Auf der Reise zum (anderen) ich. Just do it!
Webadressen voller Hintergrundinfos:
1. Kleine Einführung ins Thema Wertguthaben: http://de.wikipedia.org/wiki/Wertguthaben
2. Bundesministerium für Arbeit und Soziales: Wissenswertes über Arbeits- und Teilzeitmodelle sowie spezifischere Infos zum Thema Sabbatical: www.bmas.de
Foto: Unsplash.com/Christopher Miles