Zu behaupten, dass die moderne Frau ihre Schönheit dem männlichen Geschlecht zu verdanken hat, wäre sicherlich etwas ketzerisch. Dennoch wurden viele Beauty-Tools, die bis heute unentbehrlich sind, ursprünglich einmal von erfinderischen Herren entwickelt, wie folgende Abhandlung beweist
Föhn
Der französische Friseur Alexander Godefroy konstruierte 1890 den ersten Haartrockner für seinen Pariser Salon. Die Apparatur war allerdings noch ein unbewegliches Monstrum, das mit einem Gasherd verbunden werden musste. Um 1900 produzierte AEG einen der ersten elektrischen Föhns. Mit dem Modell „Nr. 72355“ brachte die deutsche Marke in den zwanziger Jahren des vorherigen Jahrhundert schließlich auch ein handliches Gerät für den Hausgebrauch auf den Markt. Allerdings hatte die begehrte Neuerfindung lediglich schlappe 100 Watt und wog ein knappes Kilogramm. Dieser Umstand erforderte von Frauen mit langer Haarpracht ein paar kräftige Oberarme. Ab den 1950ern wurden endlich leichtere Modelle aus Kunststoff hergestellt.
Wimpernzange
Die Ursprung der Wimpernzange wird sogar gleich drei Herren zugeschrieben: William McDonell, William Beldue und William Tuttle aus Rochester, New York. Alle gelten unabhängig von einander als Erfinder. Welcher William jedoch als Erster den richtigen Schwung drauf hatte, blieb lange ungeklärt. Neuere Recherchen fanden heraus, das McDonell bereits 1931 ein Patent eintragen ließ, während die später berühmteren Beldue und Tuttle „ihre“ Erfindung erst ein paar Jahre später registrierten. Die Idee von allen drei: Ähnlich wie die frühen Lockenstäbe, sollte die Wimpernzange erst von der Benutzerin auf einer externen Hitzequelle erwärmt und anschließend zum Eindrehen der Wimpern eingesetzt werden. Heute Produzenten des Klassikers sind Shiseido und Shu Uemura.
Lockenstab
Der Lockenstab geht auf den Pariser Coiffeur Marcel Grateu zurück. Weil seine Kundinnen sich zunehmend gelocktes Haar wünschten, entwickelte er 1872 einen polierten Metallstab, eine sogenannte Brennschere, die er in offenem Feuer erwärmte. Die Haare wurden anschließend in Spiralform aufwickelt. Seine Technik wurde im englischen Sprachraum sogar als „Marcelling“ bekannt. Leider konnte man damals noch keine Temperatur regeln, sodass es passieren konnte, dass das Haar oder im schlimmsten Fall die Kopfhaut verbrannten. Wegen der Gefahrenquelle blieb der frühe Lockenstab vorerst den Friseuren vorbehalten, was in den folgende Jahrzehnten u. a. zu etwas skurrilen Weiterentwicklungen (s. Foto) führte. Erst Mitte den 20. Jahrhunderts fanden Lockenstäbe, wie wir sie in heutiger Form kennen, Eingang in die privaten Badezimmer.
Mascara
Die erste feste Mascara wurde von Eugène Rimmel (1820–1887), einem französischstämmigen britischen Parfümeur entwickelt. Sein schwarzer Block, den man mit einer feuchten Bürste anreiben musste, wurde so populär, dass „Rimmel“ in vielen Sprachen zum Synonym von Wimperntusche wurde. Die erste weiche Mascara-Paste formulierte 1913 der amerikanische Chemiker T. L. Williams, indem er Kohlenstaub und Vaseline mischte. Das fertige Produkte widmete er seiner ältere Schwester Maybel und seine neu gegründete Firma Maybelline wurde in nur wenigen Jahren zu einer der führendsten Kosmetikunternehmen der USA. In den ersten Jahrzehnten gab es Wimperntusche meist nur in der umständlichen Blockform. Das Produkt musste zuerst angefeuchtet und dann aufgetragen werden, was eine ziemliche Sauerei war. Erst Unternehmerin Helena Rubinstein entwickelte die Mascara ab 1957 weiter, indem sie die schwarze Tusche in Tuben und später auch Fläschchen mit Bürste verkaufte.
Haarspray
Die Voraussetzung für die Herstellung von Haarspray war die Erfindung der Aerosol-Sprühdose im Jahr 1953 durch den amerikanischen Ingenieur Robert Abplanalp. Hauptbestandteil der ersten Sprühfestiger war Schellack, das Sekret der Lackschildlaus, dem noch Parfümöl und FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe) zugesetzt wurde. In den 1970er und 1980er Jahren als das Haarspray mit der Punk- und Popper-Bewegung auf dem Zenit des Erfolgs angekommen war, geriet sein Treibgas FCKW wegen umweltschädlichen Wirkung in Verruf, sodass es später durch ein Propan-Butangemisch ersetzt wurde. Auch Schellack spielt heute kam noch eine Rolle. Dafür werden für besonders glänzendes Haar gern wertvolle Pflanzenöle und Seidenproteine zugesetzt.
Kosmetiktücher
Nachdem in Japan bereits im 17. Jahrhundert Gesichtstücher aus Papier in Gebrauch waren, wurden sie in der westlichen Welt erst 1924 durch die beiden amerikanischen Fabrikanten John A. Kimberly und Charles B. Clark eingeführt. Ihre Zellstofftücher hießen „Kleenex“ und sollten dazu dienen Cold Cream aus dem Gesicht zu entfernen. Schnell wurde das praktische Tuch, ab 1929 in der „Pop-up“-Box, zum Liebling vieler Hollywooddiven wie u. a. Helen Hayes und Jean Harlow, die sie fortan zum Abschminken benutzen. Zum Naseputzen kamen Kleenex, Tempo und Co. erst ein paar Jahre später in Mode.
Ladyshaver
Den ersten Nassrasierer speziell für Frauen verkaufte ab 1915 der Amerikaner King Camp Gillette, der wenige Jahre zuvor den ersten Rasierhobel mit Einwegklingen erfunden hatte. Dieser sollte die tägliche Rasur des Mannes einfacher und das Schärfen eines Rasiermesser überflüssig machen. Schnell erkannte der Geschäftsmann, dass seine Erfindung auch den Damen einen guten Dienst erweisen könnte. Sein „Lady Decollete Gillette“ fand schnell großen Zuspruch und der Trend zur weiblichen Rasur den Weg in die Modemagazine jener Zeit. Der nächste Meilenstein folgte schließlich 1940 als die Firma Remington den erste elektrischen Ladyshaver vorstellte.
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